»promisses of belief and hope« IAC-Berlin
The role of so-called globalisation has achieved widespread dominance especially since the collapse of the Soviet Union and its satellite states. Although the ominous meaning of the rather overused general term still remains vague, its effects are usually quite tangible, as the world’s greatest economic and financial crisis since the Second World War currently demonstrates.
The notion of globalisation is most commonly used in an economic context and best observed in the formation of ever expanding and evolving multinational corporations. In contrast to traditional, local family-run business dynasties, these corporations very often appear to be faceless as managers and boards of directors are frequently replaced. Due to their technocratic hive-off policies, modern corporations and companies resemble Hydra-like entities and are very seldom personified by actual people. Physically, these corporations, companies and retail chains tend to primarily become visible and manifest themselves in their architecture. Similar to ecclesiastical structures, their buildings symbolise power through awe-inspiring volume, height, scale and materials. While large buildings such as city gates and church spires traditionally marked the boundary between secular and ecclesiastical power and jurisdiction, today it is the representational buildings and logos of corporations and brands that constitute the global epitome of economic power, advancement and cosmopolitanism by symbolising their invulnerability through the supremacy of imposing size or omnipresence.
As globalisation is bringing the world closer together, societies become increasingly secularised. Religions formerly considered mutually exclusive are reconceptualised in the light of religions of other cultures and neutralised or deprived of their mystique by an unquestioning faith in science. The religious impulse is displaced and redirected to particular brands, trends and lifestyles that seem to give an identity.
Jörg Steck’s installation includes c-prints and light boxes depicting existing scenes and façades of representational buildings perfectly enhanced by their orchestrated light. The transparency they convey is only superficial and seeming, and prevents a closer look inside. The work explores the discernable associative proximity of sacral symbolism to alleged holiness as well as profane concretisation, where objects are subject to purely aesthetic considerations and ultimately remain surfaces.
The apotheosis of economic systems and their market mechanisms is manifesting itself in particular in the face of the current crisis, with buzz-words such as “Sündenfall” (Fall of Man) or “Heilsversprechen” (promise of salvation). The bewilderment experienced is reflected in the degree to which a “return to ethics” has been called for in recent months.
german:
Spätestens seit des Zusammenbruches der Sowjetunion und ihrer Satelliten spielt die so genannte Globalisierung eine immer grössere und bedeutendere Rolle. Dieser strapazierte und von unterschiedlichsten Seiten benutzte Allgemeinbegriff bleibt in seiner Bedeutungsschwere immer diffus, ist jedoch in seinen Auswirkungen meist konkret, wie es sich gegenwärtig in der grössten Wirtschafts- und Finanzkrise seit dem 2. Weltkrieg herausstellt.
Der Globalisierungsbegriff findet in der Regel seine Benutzung im ökonomischen Kontext. Er zeichnet sich in der allgemeinen Wahrnehmung durch immer grösser werdende bzw. sich stetig wandelnde international agierende Konzerne aus, welche meist im Gegensatz zu den alten Familienunternehmen traditioneller Dynastien aufgrund häufig wechselnder Manager und Vorstände gesichtslos erscheinen. Moderne Konzerne bzw. Firmen gleichen in Folge ihrer funktionalen Ausgliederung einem hydraartigem Gebilde und sind nur noch in den seltensten Fällen konkret personifizierbar.
Im allgemeinen Erscheinungsbild sind jene Konzerne, Firmen und Handelsketten in erster Linie als Architektur sichtbar bzw. manifestierbar. Ihre Bauten gleichen sakralen Inszenierungen und symbolisieren Macht durch Grösse, Höhe und Ehrfurcht einfordernde Materialität und Massstäblichkeit. Markierten von alters her die größten Gebäude die Grenze zwischen weltlicher und kirchlicher Macht und Gerichtsbarkeit in Form von Stadttoren und Kirchtürmen, so sind heutzutage die Repräsentationsgebäude und Logos jener Konzerne und Marken der globale Inbegriff von Wirtschaftskraft, Fortschritt und Weltläufigkeit, welche durch ihre gigantische Grösse oder allgegenwärtige Präsenz Unverwundbarkeit durch Überlegenheit symbolisieren.
Aus dem so genannten Zusammenwachsen der Welt in Folge der Globalisierung resultiert eine zunehmende Säkularisierung der Gesellschaften, da die ehemals alleinigen Religionen durch jeweils andere Religionen anderer Kulturen relativiert und durch einen Wissenschaftsglauben neutralisiert oder entzaubert werden. Dies hat scheinbar einen fliessenden Übergang zu rituellen Ersatzhandlungen und Wertemassstäben in Form von vermeintlich identitätsstiftenden Kundenstämmen mit ihren transportierten Marken, Trends und Lifestyles zur Folge.
Die aus C-Prints und Leuchtkästen bestehende Installation von Jörg Steck zeigt vorgefundene lichtinszenierte Kulissen und Fassaden von Repräsentationsbauten, welche nur scheinbar Transparenz vermitteln und sich der Sicht von aussen nach innen versperren. Die Arbeit thematisiert die zu beobachtende assoziative Nähe von sakraler Symbolik zwischen vermeintlicher Heiligkeit und profaner Verdinglichung, bei der Objekte rein ästhetischen Bestimmungen unterworfen werden und letztlich Oberflächen bleiben. Die analog zum Warenkult zu beobachtende religiöse Überhöhung der Wirtschaftssysteme und ihrer Marktmechanismen wird insbesondere in der aktuellen Krise durch die Wahl von Terminologien wie „Sündenfall“ und „Heilsversprechen“ zum Ausdruck gebracht, bei der die häufig geforderte „Rückbesinnung“ auf bestimmte Lehren die Leere der Ratlosigkeit gegenüber steht.